1854 - 1925
I.
Die ihr die Feinde wollt
versöhnen,
Die uns den Untergang
geschworen,
Ihr findet doch nur taube
Ohren
Und Mäuler, die uns frech
verhöhnen.
Wir müssen endlich uns
entwöhnen
Zu handeln, wie die reinen
Toren.
Der Milde, die uns angeboren,
Paart Strenge sich in
Deutschlands Söhnen.
Die wird den Weg zum Frieden
weisen,
Zumal sie schon an sich
verzagen
Und unsre Milde nicht
verstehen.
Gab uns ein Gott die Faust von
Eisen,
So gab er sie uns,
dreinzuschlagen,
Bis sie erschöpft um Gnade
flehen.
II.
Es gibt nicht Frieden zwischen
Hund und Katze,
Sie können sich einander nicht
vertragen.
Warum? – Vermöchte einer das
zu sagen?
Vielleicht stört jeglichen des
andern Fratze.
Knurrt Hektor, hebt Frau
Mietze schon die Tatze,
Doch geht sie ihm nicht gerne
an den Kragen,
Sie läßt sich lieber von ihm
hetzen, jagen,
Nur in der Not verharrt sie
auf dem Platze.
Es ist der Haß den beiden
eingeboren.
Er läßt aus ihrem Blut sich
nicht vertreiben.
Die Herrenfaust nur kann ihn
niederzwingen.
So sind die Welschen gegen uns
verschworen
Und werden es durch alle
Zeiten bleiben;
Sie zu versöhnen wird euch nie
gelingen.
III.
Ihr seid betroffen von dem
Hasse,
Den euch die Welt
entgegenträgt.
Der gar das eigne Blut
verschlägt,
Wenn es von seiner Erde lasse.
Ist es der Neid, der gelbe,
blasse,
Der sich in dieser Feindschaft
prägt?
Das Herz, das nicht nach
Gründen frägt
In seines Pulsens enger Gasse?
Ihr wollt dochnur die Hände
regen
Auf eurer Arbeit Sorgenfeld
Und Frieden in der Seelen
tragen!
Ihr seid der Dorn im Aug der
Trägen,
Ihr seid der Sauerteig der
Welt.
Genug des Grunds, euch
totzuschlagen!
IV.
Wer haßt? Die Ohnmacht haßt!
Der Schwache,
Der sich dem Starken beugen
muß;
Der sich verzehrt in dem
Verdruß,
Nicht Herr zu sein der eignen
Sache.
Der unter seines Hauses Dache,
Kraftlos zu jeglchem
Entschluß,
Das Hirn berauscht an dem
Genuß
Blutrünstiger, gemeiner Rache.
Das ist nicht deutsche
Wesensart.
Der Haß kann uns nur Abscheu
lehren.
der Starke hält nicht hinterm
Berge.
Und wo der Haß sich offenbart,
kann es nur den Gehaßten ehren,
Denn hassen können nur die
Zwerge!
V.
Es hätte keiner von den Zehnen
Je es gewagt uns anzugreifen,
Die Drachensaat erst mußte
reifen
Des biedern Königs der
Britänen.
Im Bunde schwoll der Kamm den
Hähnen,
Die Sporen wider uns zu
schleifen,
Uns zu verleumden, zu
begreifen
Und sich zu blähen, gleich den
Schwänen.
Von ihrer Übermacht
zerschmettert,
Blieb Deutschland kaum ein
Fraß für Hunde;
Sie sahn es schon in Klump und
Klundern.
Doch, wie sie auch getobt,
gewettert,
Mit allen Teufeln rings im
Bunde,
Sie müssen dich, mein Volk,
bewundern!
VI.
Ihr nennt uns Hunnen und Barbaren.
Ihr prahlt – in gleichen
Geistesblitzen –
Kultur und Menschlichkeit zu
schützen,
Der kleinen Völker Recht zu
wahren –
So, wie es Griechenland
erfahren
Und jene, die am Nordmeer
sitzen,
Die unter Englands Fuchtel
schwitzen
Mit allgemach gesträubten
Haaren.
Die Hunnenherrschaft
auszurotten
Lügt ihr euch in den Hals
hinein,
Gewissensbisse zu
beschwichten,
Um aller Menschlichkeit zu
spotten
Durch Taten, die gen Himmel
schrein:
Die Weltgeschichte wird euch
richten!
VII.
Wofür denn seid ihr
ausgezogen?
Was zwang das Schwert in eure
Hand?
Bedrohten Feinde euer Land?
ward euer Recht gekränkt,
gebogen?
Nein – schmählich wurdet ihr
betrogen,
Gerissen in den Weltenbrand
Durch Raubgesindel allerhand,
Das seinen Vorteil kalt
erwogen.
Kam nicht der Pfeil aus
Serbiens Köcher,
Der Östereich so schwer
verletzt?
Schlugt ihr euch nicht zu
jener Brut?
War Rußland nicht der
friedensbrecher?
Hat England nicht zum Krieg
gehetzt?
An euern Händen klebt das
Blut!
VIII.
Ihr nennt euch die Nation, die
große!
Worin den, Franzen, seid ihr
groß?
In euerm Rausche seid ihrs
bloß,
Der euch versetzt ins
Grenzenlose.
Ihr liebt die Phrase, liebt
die Pose;
In eurer Eitelkeiten Troß
Gefallt ihr euch auf hohem
Roß:
Ein Krümelchen, in großer
Soße!
Von Großmut trieft ihr wohl
als sieger
Vor Armen, kranken, Nackten,
Bloßen,
Nur darf den Affen nichts
verletzen.
Denn das verwandelt ihn zum
Tiger:
An unsern Wehr- und
Waffenlosen
Geilt sich die Bestie zum
Entsetzen!
IX.
Wo waren deine guten Geister,
Als du, das deutsche Volk zu
prellen,
Dir suchtest deine Spießgesellen,
Du sonst so kluger
Rechenmeister?
wars nötig, daß um uns noch
feister
Dir deine Lebenssäfte
schwellen?
Hast nicht genug du ihrer
Quellen?
Warum denn, statt bescheidner,
dreister?
Wir konnten uns zusammenfügen
Zu einer Weltmacht ohne gleichen:
Zum Friedensbunde der
Germanen!
Vereint, fand jeder sein
Genügen;
Die Weltherrschaft dir zu
erschleichen,
Brachst du der deutschen Kraft
die Bahnen!
X.
Wie herzzerbrechend war dein
Klagen,
Gings wider Türken, wider
Heiden,
Ob unerhörter
Scheußlichkeiten,
Mit denen sie die Christen
plagen.
Um deinen Nutzen zu erjagen
Bei jeglichen Gelegenheiten,
Half dir die Bibel immer
streiten,
Die du dem Schnaps
vorangetragen.
Der Schafspelz ist schon
längst zerschlissen,
Der dir gedient, die Welt zu
äffen,
Dir, du im Heucheln Ausgedörrter.
Den Rest hat dir die Angst
zerrissen:
Den Feigling zeigte dein „King
Stephen“
Und „Baralong“ den
Meuchelmörder!
XI.
Nun steht dein Hochmut vor dem
Falle,
Du stolze Königin der Meere.
Dein hohles Auge starrt ins Leere:
Wo blieben deine Segel alle?
Den Haifisch frage, frag die
Qualle,
Sie sanken, sonder Ruhm und
Ehre,
Zerschmettert von dem deutschen
Gere
In Ägirs weite Totenhalle.
Der Hunger sollte uns
bezwingen;
Nun klopft er hart an deine
Borden,
Nun siehst du deine kraft
versiechen.
Du fingst dich in den eignen
Schlingen,
Die du gedreht, uns
hinzumorden.
Nun beuge dich, zu Kreuz zu
kriechen.
XII.
Ein holdes Traumbild ist der
Frieden,
Das nirgends sich erfüllt auf
Erden,
Die Wölfe brechen in die
Herden,
Die nicht des Hirten Stab
behüten.
Du mußt der Welt die Stirne
bieten,
Dein Hab und Gut nicht zu
gefährden;
Im Kampf nur kann dein Recht
dir werden,
Durch Kampf nur wird dein
Recht entschieden.
Die Waffen dürfen dir nicht
rosten.
Die Scheu nur hält die Bestien
nieder
und hindert sie, dich zu
berauben.
Sie sitzen dir im West und
Osten.
Und wärst du noch so brav und
bieder:
Das schaf muß immer daran
glauben.